Parkinson
Bewegung

Die Trainingsmethode

10 min

Laut Josefa Domingos, Physiotherapeutin, und John Dean, Sprachtherapeut, ist die Doppelaufgabeninterferenz ein wichtiges Problem beim Altern und bei verschiedenen neurologischen Erkrankungen, aus folgenden Gründen:

- Die meisten Aktivitäten des täglichen Lebens erfordern1, dass Menschen eine oder mehrere Aufgaben gleichzeitig ausführen

- Schwierigkeiten bei der gleichzeitigen Ausführung von zwei Aufgaben können die Unabhängigkeit der Personen beeinträchtigen.1

- Insbesondere bei Parkinson wurden diese Schwierigkeiten mit Verlust des Gleichgewichts und einem erhöhten Sturzrisiko in Verbindung gebracht.1

Es gibt Situationen, in denen das Bewältigen von Doppelaufgaben für Menschen mit Parkinson besonders anspruchsvoll sein kann. Dazu gehören:

- Gehen und Sprechen: Menschen mit Parkinson neigen dazu, beim Sprechen das Gehen zu verlangsamen oder sogar ganz anzuhalten.

- Essen/Trinken und Sprechen: Hier können Probleme wie das Verschütten von Getränken oder das Risiko des Verschluckens auftreten.

- Kommunizieren und Interagieren bei Hintergrundgeräuschen und Nebengesprächen: Die Fähigkeit, in Umgebungen mit Geräuschen und parallel laufenden Gesprächen zu kommunizieren, kann beeinträchtigt sein.

Diese Herausforderungen können, verständlicherweise, alle das tägliche Leben und die soziale Interaktion negativ beeinflussen. Die Verbesserung der Leistung bei Doppelaufgaben bei Menschen mit Parkinson ist ein aufkommendes Interessensgebiet2.

Was können wir tun?

Die zunehmende Forschung deutet darauf hin, dass nicht-pharmakologische Interventionen wie körperliches und kognitives Training Menschen mit Parkinson sowohl physisch als auch kognitiv zugutekommen können.8

Die Kombination solcher Interventionen könnte eine vielversprechende neue Behandlungsmethode darstellen.

Doppelt- oder Multitasking wird im Allgemeinen als "die Fähigkeit definiert, gleichzeitig zwei oder mehr Aufgaben während des Transfers, der Fortbewegung und anderer gangbezogener Aktivitäten auszuführen". Das Training von Individuen zielt darauf ab, ihnen beizubringen, zwei oder mehr Aufgaben gleichzeitig auszuführen. Jede dieser Aufgaben kann unabhängig voneinander gemessen werden und unterschiedliche Ziele verfolgen.8

Da es im täglichen Leben kaum möglich ist, Multitasking-Situationen zu vermeiden, ist es sinnvoll, Patienten so früh wie möglich darauf vorzubereiten.

Therapeuten verwenden normalerweise das Training für Multitasking in der klinischen Praxis aus drei Hauptgründen:6:

  • Verbesserung der täglichen Aktivitäten: Das Training zielt darauf ab, die Fähigkeit zu stärken, mehrere Aufgaben gleichzeitig zu bewältigen, was im Alltag nützlich ist.

  • Förderung des Lernens durch zunehmende Schwierigkeit: Durch die schrittweise Erhöhung der Komplexität der Übungen wird das Lernen gefördert.

  • Steigerung von Motivation und Engagement: Das Training soll dazu beitragen, die Motivation und das Engagement der Einzelpersonen zu erhöhen.

Evidenzen

Erste Untersuchungen an fünf Personen mit leichter bis mittelschwerer Parkinson-Krankheit (Durchschnittsalter 61 Jahre mit einer durchschnittlichen Krankheitsdauer von 3,5 Jahren) kamen zu dem Schluss, dass bei diesen Patienten 30 Minuten einmal pro Woche über drei Wochen des Mehrfachaufgaben-Gangtrainings machbar waren3 und zu anhaltenden Vorteilen in Bezug auf die Geschwindigkeit des Mehrfachaufgaben-Gehens, Ermüdungs- und Angstniveaus führten. Später zeigten Brauer und Morris4 in einer Studie mit 20 Personen mit Parkinson, dass das Training die Schrittlänge beim Gehen unter Doppelaufgaben-Bedingungen erhöhen konnte.

In jüngerer Zeit zeigte eine randomisierte klinische Studie mit 121 Personen mit frühem bis mittlerem Parkinson-Stadium, dass das Doppelaufgaben-Gehen im Vergleich zu einer Kontrollperiode ohne Training verbessert wurde5. Die Studie implementierte zwei Doppelaufgaben-Trainingsprogramme, eines mit aufeinanderfolgendem Training und eines mit gleichzeitigem (d.h. integriertem) Doppelaufgaben-Training, das im häuslichen Umfeld durchgeführt wurde.

Beide Trainingsmodi hatten einen ähnlichen Effekt auf das Doppelaufgaben-Gehen, und die Vorteile blieben nach einer 12-wöchigen Nachuntersuchung erhalten. In beiden Trainingsmodi trat keine signifikante Veränderung des Sturzrisikos auf und zeigte günstige Compliance-Raten. Diese Ergebnisse unterstützen die Einführung des Doppelaufgaben-Trainings in der klinischen Praxis.5

Die Experten

  • Josefa Domingos

    Josefa Domingos, eine erfahrene Physiotherapeutin, hat sich auf die Behandlung der Parkinson-Krankheit spezialisiert. Mit über 15 Jahren Erfahrung, in denen sie ausschließlich mit Menschen, die an Parkinson und anderen Bewegungsstörungen leiden, gearbeitet hat, bringt sie umfassende Expertise mit. Neben ihrer Tätigkeit als Pädagogin, Klinikerin und Forscherin absolviert sie derzeit ihre Promotion an der Radboud University Centre (Niederlande) unter der Betreuung von Professor Bas Bloem. Ihr Forschungsschwerpunkt liegt auf der Praktikabilität von Gemeinschaftsübungen bei der Parkinson-Krankheit. Zusätzlich zu ihrer Forschungsarbeit engagiert sie sich als nationale Gesundheitskoordinatorin der Portugiesischen Parkinson-Patientenvereinigung (APDPk), ist Vorstandsmitglied der Europäischen Parkinson-Krankheit-Vereinigung (EPDA) und leitet die Arbeitsgruppe Rehabilitation der Portugiesischen Gesellschaft für Bewegungsstörungen (SPDMov).

  • John Dean


    John M. Dean, M.A., CCC-SLP, ist ein erfahrener Sprach- und Schlucktherapeut, der sich seit 2007 auf die Behandlung der Parkinson-Krankheit und verwandter Störungen spezialisiert hat. Neben seiner fortlaufenden klinischen Tätigkeit hat er sich in zahlreichen Parkinson-bezogenen Projekten engagiert. Dazu gehören die Entwicklung von interdisziplinären Parkinson-Rehabilitationsteams für ein nationales Gesundheitsunternehmen in den USA, die Gründung preisgekrönter Start-ups, die Technologien für Menschen mit Parkinson entwickeln, und seine Tätigkeit als Director of Healthcare Strategy and Technology bei der Davis Phinney Foundation, einer internationalen Parkinson-Non-Profit-Organisation. Derzeit leitet er Triad Health AI, ein Start-up, das sich auf die Bereitstellung von Doppelaufgaben-Übungen mithilfe von Smart Speakern konzentriert.

1. Kelly V at all. A Review of Dual-Task Walking Deficits in People with Parkinson’s Disease: Motor and Cognitive Contributions, Mechanisms, and Clinical Implications. Parkinsons Dis. 2012;2012:918719.

2. Ghai S at all. Effects of dual tasks and dual-task training on postural stability: a systematic review and meta-analysis. Clin Interv Aging. 2017; 12: 557–577.

3. Canning, C. G., Ada, L., & Woodhouse, E. (2008). Multiple-task walking training in people with mild to moderate Parkinson’s disease: a pilot study. Clinical Rehabilitation, 22(3), 226–233.

4. Brauer, S. Morris, M., (2009) Can people with Parkinson’s disease improve dual tasking when walking?, Gait & Posture, Volume 31(2),229-233

5. Strouwen, C. , Molenaar, E. A., Münks, L. , Keus, S. H., Zijlmans, J. C., Vandenberghe, W. , Bloem, B. R. and Nieuwboer, A. (2017), Training dual tasks together or apart in Parkinson’s disease: Results from the DUALITY trial. Mov Disord., 32: 1201-1210.

6. Conradsson, D., Löfgren, N., Nero, H., Hagströmer, M., Ståhle, A., Lökk, J., & Franzén, E. (2015). The Effects of Highly Challenging Balance Training in Elderly With Parkinson’s Disease: A Randomized Controlled Trial. Neurorehabilitation and neural repair, 29(9), 827–836.

7. Ghai, S., Ghai, I., & Effenberg, A. O. (2017). Effects of dual tasks and dual-task training on postural stability: a systematic review and meta-analysis. Clinical interventions in aging, 12, 557–577. 8. EPDA ExerciseCast. Available at: https://www.epda.eu.com/latest/resources/epda-exercisecast/ [Accessed: 2020.10.20]


ON/NOV23/DE/021

Datum der Erstellung: November 2023

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